Besser Sehen durch Visualtraining

Für die meisten von uns ist das Sehen etwas Selbstverständliches. Es funktioniert einfach so, ohne, dass wir uns dafür groß anstrengen müssen. Wenn die Sehleistung dann einmal nachlässt, können wir uns glücklich schätzen, in einer Welt zu Hause zu sein, die ein schier unerschöpfliches Repertoire an Hilfsmitteln bereithält. Brillen in allen Größen, Formen und Sehstärken sowie Kontaktlinsen in den unterschiedlichsten Ausführungen stehen zur Verfügung. Wir bedienen uns an den Ressourcen unserer Augen in dem Bewusstsein, dass es für (fast) jedes optische Problem eine passende Lösung zu geben scheint.

Alle diese Einflüsse und Verlockungen des Alltags haben jedoch Auswirkungen auf unsere Gesundheit und unser Sehvermögen. Langes Verweilen in kurzen Distanzen, wie zum Beispiel vor Monitoren, Smartphones, oder Handys, ist mitverantwortlich für eine fortschreitende Kurzsichtigkeit. Das blaue Licht dieser Geräte ist für unsere Netzhaut eine stetig wachsende Gefahrenquelle. Auch einseitige Ernährung und Umweltgifte greifen unsere Netzhaut und damit auch das Zentrum unseres schärfsten Sehens an. Physischer sowie psychischer Stress führen zu Konzentrations- und Wahrnehmungsstörungen und sorgen für Kopfschmerzen und Verspannungen. Hier wird klar, wie komplex der Sehvorgang tatsächlich ist und wie viele Faktoren unser Sehvermögen beeinflussen. Es zeigt sich, dass das Sehen bei Weitem mehr umfasst, als die bloße Wiedergabe eines optischen Reizes. Vielmehr handelt es sich um ein perfekt abgestimmtes Zusammenspiel von Augen, Gehirn und Unterbewusstsein, das keinesfalls als selbstverständlich hingenommen werden sollte.

„Ziel des Sehtrainings ist es, den Menschen das Vertrauen in ihre eigenen Stärken zurückzugeben. Sie sollen lernen, bewusst auf ihren Körper zu hören, Hilfsmittel maßvoll einzusetzen und sich nicht früher als nötig von diesen abhängig machen.“

Mit einem Übungsprogramm, das sowohl für Kinder, als auch für Erwachsene individuell anpassbar ist, kann man Schritt für Schritt lernen, seine Sehgewohnheiten sowie seine Sicht- und Verhaltensweisen zu verändern. Dabei spielt es keine Rolle, ob und wie weit das Sehvermögen bereits eingeschränkt ist – mit einem ganzheitlichen Sehtraining kann man jederzeit beginnen. So kommen zu Manuela Düntzsch häufig Kinder, die Schwierigkeiten mit dem Umschalten von Nah- auf Weitsicht haben. Die Fähigkeit, im schnellen Wechsel Sachen zu fixieren oder die Umgebung als Ganzes wahrzunehmen, ist jedoch elementar, um beispielsweise das Lesen zu lernen. Überraschend ist auch die Tatsache, dass gerade unter Stress auch bei Normalsichtigen das Nahsehvermögen eingeschränkt sein kann. Der Körper befindet sich dann im Fluchtmodus, ist auf Fernsicht eingestellt und unsere Dokumente oder Bildschirmarbeit verschwimmen vor unseren Augen. Auch in diesem Fall kann man mit Hilfe eines ganzheitlichen Sehtrainings Methoden erlernen, die eine – auch kurzfristige – Regeneration der Augen ermöglichen.

Klassisches Betätigungsfeld von Sehtrainern ist darüber hinaus die Verzögerung erworbener Kurzsichtigkeit sowie Altersweitsicht. Das bedeutet jedoch nicht, dass man mit dem Trainingsplan seine Brille, oder seine Kontaktlinsen loswerden kann. Es ist wichtig zu unterstreichen, dass Hilfsmittel durchaus sinnvoll sind, solange sie in einem gesunden Verhältnis angewandt werden.

Doch ohne Fleiß, kein Preis. Der Erfolg eines Sehtrainings hängt, wie bei jedem anderen Training auch, stark von den Teilnehmern ab. Man benötigt täglich ein wenig Zeit, Disziplin und den festen Willen, aus eigener Kraft etwas verändern zu wollen. Im Grunde ist es, wie das tägliche Zähneputzen. Insgesamt genügen etwa 6 bis 10 Minuten jeden Tag, in denen man seine volle Aufmerksamkeit dem Sehtraining widmet. Die Augen nehmen diese Zuwendung dankbar an und belohnen uns dafür mit einem klaren, lebendigen Blick.